Bernstein-Ausstellung reicht bis in Café

23 Künstler zeigen im sechsten Jahr des Themenkunstvereins, was ihnen "lieb und teuer" ist


Plakat von Margit Genser

FEUCHT - ,,Lieb und teuer" ist das Motto der jüngsten Ausstellung in der Galerie Bernstein, die bis ins neue Jahr hinein zu sehen sein wird. Insgesamt 23 Künstler zeigen 48 Werke zum Thema.
,,Das ist wahrscheinlich die größte Ausstellung, die wir je hatten", begrüßte Hans Joachim Strauß am Freitagabend die Besucher der Eröffnungsveranstaltung. Erstmals seien so viele Arbeiten eingereicht worden, dass der Platz im üblichen Ausstellungsraum in der Galerie unterm Dach nicht ausreichte. So wurden Werke auch im Cafe im Erdgeschoss platziert - Herbert Sturm installierte dafür extra Aufhängungssysteme. Werner Bernhardt vollbrachte das Kunstwerk, die Bilder so aufzuhängen, dass keines das andere bedrängt und jedes für sich seine Wirkung entfalten kann.

Um im sechsten Jahr des Kunstvereins-Bestehens die Superlative voll zu machen, lag erstmals auch ein Katalog vor, in dem sich die meisten der Ausstellend kurz vorstellen und begründen, warum sie welches Bild zeigen. Begründungen für die Auswahl lauten unter anderem: ,,Weil es mich an einen lieben Menschen erinnert", ,,Weil ich erstmals Abstraktion und eine neue Technik ausprobiert habe" oder ,,Es ist mein erstes größeres Acrylbild".
Bettina Heinisch-Levermann hat ein Foto ihrer Tochter mit dem ihres Hobbys und eines vom Ehemann kombiniert. ,,Deutschland arbeitslos" sei in einer Zeit entstanden, die für ihn sehr intensiv war, schreibt Jürgen Lasser über sein Werk. Er habe damit Erfahrungen mit der Kehrseite der Wohlstandsgesellschaft verarbeitet.
Katrin Schulze ist ihr ausgestelltes Bild sehr teuer, ,,weil ich es im Atelier eines guten Freundes gemalt habe". Neben Menschen inspirierten auch Verse von Theodor Storm und Rainer Maria Rilke zum Zeichnen und Malen. Eine sehr anrührende Geschichte erzählte Renate Otto um ihr gelungenes Werk ,,Biergarten". Sie habe es auf ihrer ersten Ausstellung gezeigt, dort war es sofort von einem Unbekannten erworben worden. Der entpuppte sich am Weihnachtsabend als ihr Ehemann, der ihr das Bild schenkte, das beiden lieb und teuer ist. Dass es in der Familie bleiben wird, steht für sie fest.
,,Das Liebste sind mir unsere Kinder und das Teuerste ist mir, dass wir uns unsere Wärme, Güte und Hoffnung erhalten" hat Thomas Lodyga über seine Bilder geschrieben. So ist jedes Werk für sich anrührend, beeindruckend - wirkt vielleicht aber auch abstoßend oder erschließt sich dem Betrachter nicht so leicht. Der kann neben der Vielfalt auch Techniken der unter anderem in Wasserfarben, Öl, Kreide oder Acryl ausgeführten Arbeiten sowie die sehr unterschiedliche Motivwahl genießen. Und überlegen, welche eigenen Bilder, Fotos oder Objekte er als diejenigen auswählen würde, die ihm ,,lieb und teuer" sind.

Wem jetzt dazu nichts einfällt, der hat bald die ganze Weihnachtszeit über Gelegenheit, jemand Liebes teuer zu beschenken. Oder etwas zu schaffen, das sein Prädikat ,,lieb und teuer" verdient. Die Mitglieder des Vereins jedenfalls zeichnet ,,ein unheimliches Engagement in die eigene Qualitätssehnsucht aus", formulierte Strauß in seiner unnachahmlichen Art vor den Vernissagegästen. Er lobte auch deren Zähigkeit und lud zugleich ein, im nächsten Jahr wieder voller Freude Werke zu schaffen, die ihnen und anderen Menschen ,,lieb und teuer" werden.

Antje Seilkopf in "Der Bote" vom 16. Dezember 2008

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